Edgar Brandt - Leben und Werk

1880

 

Edgar Brandt wird am 24.Dezember in der 46, rue de Bergelais, Paris geboren.

     

1886

 

Umzug der Familie nach Orléans.

     

1894

 

Eintritt in die Ecole Nationale Professionelle de Vierzon, ein technisches, handwerklich orientiertes Gymnasium; nur jeder fünfte Bewerber wird aufgenommen.

     

1898

 

Abschluß mit Diplom am 31. Juli (Brevet Technicien Supérieur).
Zwei Jahre Militärdienst in der 153. Infanterie in Nancy.

     
1901  

Eröffnung des ersten, kleinen Ateliers, 76, rue Michel-Ange, wo er auch schon Mitarbeiter beschäftigt.

     
1903  

Erste Teilnahme am Salon Artistes Décorateurs.
In den ersten Jahren produziert Brandt überwiegend Schmuck und Silberschmiedearbeiten.

     
1904  

Hochzeit mit Renée Largaud (1883-1963) am 16. Juni.
Präsentation eines Mahagoni-Speisezimmers auf dem Salon d'Automne.

     
1905  

Tochter Jane wird geboren.
Ankauf der Räumlichkeiten für ein Atelier 101, Boulevard Murat.

     
1907  

Tochter Andrée wird geboren.

     
1908  

Auszeichnung auf dem Salon des Artistes Francais mit einer Goldmedaille der 1. Klasse. Aufnahme in die Jury der Gesellschaft.
Brandt ist einer der ersten, die verstärkt die Möglichkeiten des autogenen Schweißens nutzen und es meisterhaft beherrschen, zehn Jahre bevor diese Technik an Schulen gelehrt wird.

     
1913  

Arbeiten für das große Stadttheater und die Bank Paul in Nancy.

     
1914   Anfertigung eines Treppengeländers für den Mollien-Flügel des Louvre.
Brandt wird im Rahmen der Mobilmachung nach Toul bei Nancy kommandiert. Dort erkennt er, daß es der französischen Infanterie an einer leichten, beweglichen Waffe mit einer möglichst großen Reichweite fehlt. Ende des Jahres ist er zurück in Paris mit dem Auftrag, einen 60mm - Mörser und die dazugehörige Munition zu konzipieren und herzustellen.
     
1915  

Vorstellung seines ersten druckluftbetriebenen Mörsers auf drei Beinen mit einer hohen Treffgenauigkeit auf 360 Meter. Während der Kriegsjahre beliefert Brandt den französischen Staat mit dieser und verschiedenen anderen, selbstentwickelten Waffen.

     
1919  

Sohn Francois wird geboren.
Der Architekt Henri Favier baut für Brandt am Boulevard Murat das Firmengebäude im Renaissancestil und erhält dafür den 1. Preis im Architekturwettbewerb der Stadt Paris. Das Gebäude wirkt durch seine Ausstattung wie ein dauerhafter Ausstellungspavillon für Schmiedekunst.

     
1919  

Teilnahme am Salon Artistes Décorateurs und Salon d'Automne. Auf beiden Salons stellt Brandt von nun an wieder regelmäßig aus.
Die Werkstatt ist mit den neuesten Maschinen eingerichtet: Drehbänke, Standbohrer, Stanzen, Presslufthämmer, Schmiedepressen sowie Anlagen zum Autogen- und Lichtbogenschweißen. Innovativ für die Herstellung luxuriöser Kunstgegenstände ist aber vor allem das Prinzip der Arbeitsteilung, das er aus der Automobilindustrie ableitet. In separaten Ateliers werden Teilstücke schrittweise hergestellt und bearbeitet, zu einem Ganzen verbunden und schließlich oberflächenveredelt.

     
1920  

Ausführung von Treppengeländern und Balustradengittern für den Ozeandampfer Paris.
Schrittweise Perfektion des Betriebes in technischer, künstlerischer, logistischer und wirtschaftlicher Hinsicht, so daß er Mitte der zwanziger Jahre in Frankreich praktisch konkurrenzlos dasteht; daran haben zwei kompetente Mitarbeiter in der Geschäftsführung großen Anteil: Henri Favier als künstlerischer Leiter und Eugène Grisard für die Finanzen.
Einweihung eines Kriegsdenkmals in Verdun mit Tor von Brandt.

     
1921  

Verkaufspreise: Lampe Minister ca. FF 650,- Tür mit Traubenmotiv: ca. FF 7.600,- Das monatliche Einkommen eines gut bezahlten Handwerkers liegt bei ca. FF 1.500,-. Wie an den Preisbeispielen zu erkennen ist, bleiben Objekte mit der Signatur E.BRANDT Luxusgüter, die überwiegend in Handarbeit angefertigt werden. Da alle geschmiedeten Stücke einzeln hergestellt und nach den Wünschen der Auftraggeber modifiziert werden, kann man sie guten Gewissens als Unikate bezeichnen. Selbst gleiche Modelle enthalten Bearbeitungsunterschiede.
Unter den hochqualifizierten Mitarbeitern findet man die besten Absolventen der Kunstgewerbeschule Ecole Boulle, und speziell ausgebildete Schmiede aus Ungarn.
Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion.

     
1922  

Verkaufspreise: Türpaneel Die Störche FF 40.000,-
Gordon Selfridge, London, ordert Gitter des Entwurfs Die Störche für die Verkleidung der Aufzugkörbe in seinem Kaufhaus. Aus Kostengründen werden diese aus Stahlblech und Schmiedeeisen hergestellt, bronziert und auf Sperrholz montiert.

     
1923  

Verleihung der 'Ehrenmedaille für angewandte Kunst' der Société des Artistes Francais.
Auftrag über die Lieferung von Treppengeländern, Balkongittern und eines Kuppeldachs für das Kaufhaus Au Bon Marché in Paris und Algier.
Fertigstellung der Metalleinrahmung des ewigen Feuers am Grabmal des unbekannten Soldaten unter dem Arc de Triomphe.
Verkaufspreise: Eingangsportal Das goldene Zeitalter FF 120.000,-

     
1924  

Aufträge über Schmiedearbeiten für das Gericht und das Handelsministerium von Montreal.
Verkaufspreise: Heizkörperverkleidung Pinienzapfen ca. FF 2.100,- Paravent Oase FF 84.000,-
Lieferung von 50t Schmiedearbeiten an die New Yorker Seidenfabrikanten Cheney Brothers, darunter Türen, Spiegel, Schaukästen, Fensterrahmen und Außenverkleidungen. Die Firmenleitung ist so begeistert von Brandt's Entwürfen, daß sie eine Anzahl von Motiven für ihre Seidenkollektion des Frühjahres 1925 adaptiert.

     
1925  

Eröffnung der Galerie Edgar Brandt 27, Boulevard Malesherbes und einer zweiten Werkstatt 25, rue du Hameau.
In der Galerie erwartet den Besucher Art Déco-Kunst in ihrer gesamten Bandbreite. Teils in Sonder- ausstellungen, teils dauerhaft zu sehen sind u.a. Werke von: Bastard (Elfenbein- und Perlmuttarbeiten), Bernard, Blondat, Despiau, Pompon, Sandoz (Skulpturen), Chabert-Dupont (Spitzen), Daum, Décorchement, Lalique, Luce (Glas), Decoeur, Heiligenstein, Sèvres (Keramik), DIM, Jallot, Leleu, Ruhlmann, Sue&Mare, Jourdain (Möbel), Dunand (Metall- und Lackarbeiten), Jaulmes, de Waroquier (Gemälde), Jensen, Puiforcat (Silber), Kieffer (Bucheinbände) und da Silva Bruhns (Teppiche).
Eröffnung von Büros unter dem Namen Ferrobrandt in London und New York.
Verkaufspreise: Tischlampe Kobra ca. FF 700,-/ 800,- Kaminschirm Tänzer FF 3.700,- Konsole Akanthus ca. FF 4.500,- Türe Kokarden ca. FF 11.500,-
Paul Poiret eröffnet sein Modehaus mit Eingangstür und Treppengeländer von Brandt.
Im April beginnt die Exposition des Arts décoratifs et Industriels modernes, auf der Edgar Brandt die gesamte Vielfalt seiner Kunst zeigen kann. Er gestaltet das Haupteingangsportal -die Porte d'Honneur- und seinen eigenen, achteckigen Stand, welche beide großes Lob finden. Darüberhinaus liefert er die unterschiedlichsten Arten von Schmiedearbeiten für die Pavillons von Ruhlmann, Studium Louvre, Sèvres Porzellan, Monaco, Max Pelze, sowie der französischen Botschaft und der Zeitungen L'Intransigeant und L'Illustration.
Erst durch seine allgegenwärtige Präsenz auf der 'Exposition' erlangt Brandt auch internationale Berühmtheit.

     
1926  

Offizielle Gründung der Société des Etablissements Brandt am 9. April. Ab diesem Zeitpunkt findet eine klare Unterteilung in Produktion von Kunstgegenständen und Waffen statt. Mit letzterer beschäftigt er sich jetzt wieder intensiver.
Ernennung zum Offizier der Ehrenlegion.

     
1927  

Der künstlerische Leiter Henri Favier und einer der besten jungen Designer, Gilbert Poillerat verlassen die Firma.
Anläßlich der jährlich in der Galerie stattfindenden Ausstellung der Artistes animaliers, einer Gruppe von Bildhauern für Tierskulpturen, zeigt auch Edgar Brandt kleine Objekte, wie z.B. Briefbeschwerer, Buchstützen und Aschenbecher mit Tierdarstellungen.
Enthüllung eines weiteren Kriegsdenkmals von Brandt in der Umgebung Compiègne.
Eugène Grisard wird durch Brandt's Schwiegersohn Pierre Renaud als Finanzdirektor abgelöst, bleibt aber noch bis 1934 angestellt.
Abschluß eines Vertrages mit dem Staat über die Produktion eines selbstentwickelten 81mm - Mörsers, welcher bis 1939 in 52 Länder exportiert wird.
Ferrobrandt in New York schließt.

     
1928  

Schmiedearbeiten für die Kirche St. John the Baptist in Pawtucket, Rhode Island.
Edgar Brandt paßt sich dem wandelnden Geschmack an und verarbeitet moderne Metalle wie z.B. Aluminium oder verchromten Stahl zu geometrischen Formen.

     
1930  

Anfertigung von zwei Eingangstüren mit Elefantendarstellungen nach Entwürfen des Malers Paul Jouve für das Pariser Kolonialmuseum, gezeigt auf dem Salon d'Automne.

     
1932  

Die Firma zieht nach vier Jahren Planung und Bau in die neuen Gebäude in Châtillon-sous-Bagneux unweit von Paris. Dort arbeiten ca. tausend Mitarbeiter und es gibt zweitausend Maschinen. Speziell die Waffenproduktion ist nach modernen Fabrikationsprinzipien organisiert inklusive Fließband- und Teamarbeit. Die Verwaltungsgebäude sind modern und großzügig und mit aufwendigen, von Brandt entworfenen, Möbeln höchster Qualität eingerichtet.
Schmiedearbeiten für ein Kriegsdenkmal in Turckheim, Elsaß.
Verchromte Platzteller und Tischdekorationen für den Ozeandampfer Normandie in Zusammenarbeit mit Georges Bastard.

     
1933  

Die neue Fabrik in Châtillon bietet in Verbindung mit der gewohnt perfekten Organisation die Möglichkeit, große Aufträge in kürzester Zeit auszuführen wie die Arbeiten für das Nationaltheater von Mexico im Wert von FF 4.000.000,- in nur drei Monaten.
Eine Werbeanzeige beziffert das Gesellschaftskapital mit FF 15.700.000,-
Eröffnung von Büros: 52, Avenue des Champs Elysées.
Die Galerie Edgar Brandt wird geschlossen, da sie keine Gewinne mehr erwirtschaftet.
Schmiedeeiserne Dekorationen für ein großes Kino auf der Champs-Elysées.
Für öffentliche und repräsentative Gebäude ist Schmiedeeisen noch immer gefragt.

     
1936  

Übernahme der Waffenproduktion in Châtillon durch die sozialistische Regierung.

     
1937  

Eingangstür für das Rathaus von Vincennes.

     
1939  

Reise mit Frau und Sohn auf der Normandie nach USA und Kanada.

     
1942  

Umzug in die Schweiz.

     
1955  

Auftrag zur Restaurierung von sechs monumentalen Toren im Schloß Versailles.

     
1960  

Edgar Brandt stirbt nach langer Krankheit am 8. Mai in Genf.

     
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