Zum
Thema "Art Déco"
Die
Galerie Claude zeigt in Ihrer Dauerausstellung mit Jacques-Emile Ruhlmann,
Eugène Printz, Paul Dupré-Lafon oder Edgar Brandt einige
der faszinierendsten Künstler der Art Déco; einer Epoche
zwischen Krieg und Hoffnung, geprägt von sozialen und gesellschaftlichen
Umwälzungen und aufkommender Großindustrie, kurz, einer Zeit
voller Neuerungen. Woher kommt also die Art Déco und was macht
sie für die Gegenwart so interessant? Der Begriff entstand Ende
der sechziger Jahre als Kürzel der "Exposition Internationale
des Arts Décoratifs Industriels et Modernes", die 1925 in
Paris stattfand und die heute als bedeutendste Kunstgewerbeausstellung
des 20. Jahrhunderts angesehen wird. Der Kunsthistoriker betrachtet
die Art Déco als den dominierenden, kunstgewerblichen Stil der
Zwischenkriegszeit, er läßt ihn für Kunst und Kitsch,
für Luxus- und Serienprodukte gelten.
Seine
Ursprünge liegen jedoch schon vor dem 1. Weltkrieg, entwickelt
aus dem Bedürfnis, eine neue Stilrichtung zu finden, die nicht
in der Vergangenheit wurzelte und in der nichts Altes nachgeahmt wurde.
Auch wenn dies nicht ganz erreicht wurde, gelang es in der Art Déco,
alte Zutaten völlig neu zu mischen und darzustellen. Beeinflußt
duch den Kubismus, reduzierte man naturgegebene Formen auf das Wesentliche
und gelangte so zu geometrischer Stilisierung und Abstraktion. Art Déco
wurde zum Konsumstil des Mittelstandes, obwohl, oder weil er keine Philosophie,
kein Manifest und auch keinen Begründer hatte. Er entstand einfach,
weil man sich nach den Wünschen und Bedürfnissen einer neu
strukturierten Gesellschaft richten wollte. Man wollte modisch und modern
sein, der Alltag sollte "à la mode" sein. Art Déco
war modern, weil sie die Welt der Technik in die Kunst einführte.
Als Stil einer Zeit, die mit jedem Tag Veränderungen brachte, mußte
Art Déco flexibel sein und sich selbst täglich ändern.
Dazu trugen in erster Linie die unterschiedlichen Auffassungen der führenden
französischen Designer bei, die in zwei Hauptgruppen unterteilt
waren: Traditionalisten und Modernisten. Die Traditionalisten (z.B.
Ruhlmann, Leleu, Sue et Mare) gestalteten konventionelle Vorbilder nach
den Darstellungsprinzipien der modernen Kunst um. Sie wollten modische,
dekorative Luxusartikel in kleiner Stückzahl und edelsten Materialien
herstellen, wogegen die Modernisten (z.B. Le Corbusier, Mallet-Stevens,
Herbst) zum Ziel hatten, die Möglichkeiten des Industriezeitalters
auszuschöpfen und mit neuartigen Materialien, wie Chrom, Sperrholz,
Bakelit, Kunst- und Gebrauchsgegenstände für jedermann zu
produzieren.
Dennoch
läßt sich die traditionelle Art Déco und die moderne
Bewegung nicht klar und zeitlich voneinander trenne. Es gab zur gleichen
Zeit überladenen Dekor und strikte Geometrie und unzählige
Kombinationen beider Tendenzen; selbst in den Werken der einzelnen Künstler
ist die Entwicklung vom einen zum andern fließend.
Für einen abrupten Schnitt, in der Fortsetzung dieser innovativen
Zeit, sorgte der 2. Weltkrieg und grenzt sie klar von den späteren
Strömungen und Modetrends ab. Geschadet hat ihr dies jedoch in
keiner Weise, denn so war es möglich, daß Art Déco
seit den siebziger Jahren wieder überall zu finden ist und sich
nicht abgenutzt hat. Im Gegenteil, die Regeln dieser Zeit sind heute
noch bedeutsam und die daraus entstehenden Möglichkeiten noch lange
nicht erschöpft, sodaß die Art Déco auch weiterhin
zeitgenössisches Design beeinflussen wird.
Die Bedeutung und Faszination dieses Stils hat im Wesentlichen zwei
Grundlagen:
1.
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Die
Handwerkskunst. Bis heute ist Art Déco die letzte
große Stilrichtung, in der in allen Bereichen des modernen
Lebens Gegenstände von höchster handwerklicher Qualität
, vergleichbar mit den besten Ebenisten des 18. jahrhunderts, hergestellt
wurde. Der Sieg der Modernisten und die damit verbundene Massenproduktion,
bedeutete gleichzeitig den Un- tergang des Handwerks. |
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2.
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Das
Designerprinzip. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es
Künstler, die sich umfangreich mit ihnen völlig unbekannten
Materialien und deren Verarbeitung beschäftigten. Ein Architekt,
der Möbel, Teppiche, Lampen, Porzellan, Metallwaren entwarf
und dann bei Spezialisten anfertigen ließ, war eine völlig
neue Idee. Unbeeinflußt von den möglichen Problemen der
Herstellung, konnte der Designer Formen und Funktionen entwerfen,
die auch heute noch Bestand haben und als absolut modern gelten. |
Claus
Friedrich
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